Immer wieder entdecken die Medien den Schadstoff Bisphenol A neu. ÖKO-TEST kritisiert die Substanz bereits seit Jahren - etwa in Babyfläschchen.
Bisphenol A steckt als Kunststoff-Baustein in Produkten aus Polycarbonat. Der Schadstoff beeinflusst den menschlichen Körper ähnlich wie das weibliche Geschlechtshormon Östrogen - aber in welchen Mengen es wirkt, ist noch nicht endgültig erforscht. Ob Bisphenol A in einem Produkt steckt, kann man von außen nicht sehen. Oft kann der Verbraucher nicht einmal erkennen, ob ein Kunststoff-Produkt aus Polycarbonat oder etwa aus Polypropylen besteht - letzteres enthält kein Bisphenol A.
Daher gilt vorsorglich für alle Babyfläschchen, Trinklernbecher und andere Kunststoff-Produkte: Sie gehören nicht in die Spülmaschine! Denn beim Erhitzen werden die Kunststoffe gespalten, dadurch bildet sich Bisphenol A im Polycarbonat und kann sich herauslösen. Je öfter etwa eine Babyflasche oder eine Lerntasse mit heißen Getränken gefüllt oder mit heißem Wasser gespült wird, desto mehr Bisphenol A bildet sich -- desto mehr kann sich entsprechend wieder lösen und in ein Nahrungsmittel übergehen.
Früher galt Bisphenol A zusätzlich zu seiner hormonellen Wirkung als Krebs erregend. Diesen Verdacht konnten aktuelle Studien aber ausräumen. "Als Krebs erregend wird Bisphenol A nicht mehr eingestuft", bestätigt Dr. Gilbert Schönfelder vom Universitätsklinikum Benjamin Franklin in Berlin. Er untersuchte, wie viel Bisphenol A aus Kunststoff-Produkten, etwa aus Babyflaschen, in der Nahrung landet. Ergebnis: Es hängt von der Temperatur der eingefüllten Flüssigkeit ab. In Versuchen mit 60 Grad Celsius warmen Wasser lösten sich Mengen, die in Tierversuchen bereits hormonelle Veränderungen zur Folge hatten. Laut europäischem Recht darf sich ein Milligramm Bisphenol A pro Kilogramm in das Lebensmittel lösen - in Schönfelders Versuchsreihe migrierten 26 Nanogramm pro Milliliter Flüssigkeit; ein Nanogramm ist ein Millionstel Milligramm. Schönfelder selbst räumt aber ein, dass seine Untersuchung weniger eine Studie als vielmehr nur eine Testreihe ist.
Das Umweltbundesamt fordert: Gerade in Kinderprodukten sollte vorsorglich kein Bisphenol enthalten sein. Denn besonders das Hormonsystem von Neugeborenen ist höchst empfindlich.